Donnerstag, 7. August 2014

Veganes Futter für die Vierbeiner?




Eigentlich wollte ich das Thema vollkommen ausklammern, aber leider ist das nicht möglich, da ich dauernd (fast täglich) damit konfrontiert werde.
Die Frage: "Ernährst du deine Katzen und Hunde auch Vegan" kommt spätestens dann, wenn ich mich als Veganerin oute.
Und zwar von beiden Seiten, sowohl der veganen, als auch der omnivoren.

Auch heute war wieder so ein Tag und aus dem Grund schreibe ich jetzt darüber und dann hoffe ich, das Thema ein für alle Mal ad acta legen zu können. Ein Teil meines Textes stammt übrigens aus einer Diskussion

Ich habe so viele Diskussionen zu dem Thema geführt. Ich finde es immer problematisch wenn wir Menschen über die Ernährung unserer Tiere bestimmen, alleine das kotzt mich hier zuhause schon an. Ich fühle mich zu sehr in der Verantwortung um vorschnell zu urteilen und ich glaube viele Veganer entscheiden vorschnell und lassen sich nur zu gerne von Meinungen anderer beeinflussen. Ich habe viel gelesen darüber, beide Seiten durchleuchtet und mir ist eines aufgefallen: Unsere Katzen wollen Fleisch essen! Ich nicht!!! Sie wollen ungerne veganes Futter, ich liebe vegane Speisen!!! Und da ich ihnen gerne eine minimale Entscheidung in ihrem von uns Menschen beeinflussten Leben, lassen will - füttern wir bei unseren Katzen weiterhin Fleisch.

Bei unseren Hunden ist das anders. Wenn ich ihnen Fleisch vor die Nase setze fressen sie es, wenn ich ihnen einen Apfel gebe, fressen sie ihn, wenn ich ihnen eingeweichtes (trocken mögen sie es nicht) veganes Futter reiche fressen sie es...

Also machen wir es momentan so, das wir sie omnivor ernähren - also nicht rein Vegan.

Übrigens achte ich da bei all unseren Tieren drauf. Unsere Hühner sind Omnivore Tiere. Das heißt sie lieben Würmer und andere Insekten, aber sie mögen auch Obst und Gemüse. Die einzigen Tiere die Vegan leben, sind unsere Kaninchen und unsere Schafe und wir selbst :)

Wenn man sich überlegt, das Tiere (und dabei spielt es mittlerweile schon gar keine Rolle mehr ob Haus oder Wildtiere - mittlerweile sind fast alle domestiziert, bzw. werden vom Menschen gejagd oder in Käfigen gesperrt) so gut wie keine Freiheiten mehr haben. Wenn man überlegt, dass wir über ihren Lebensraum und ihre Ernährung bestimmen, dass wir uns über das Tier hinwegbewegen und seine Bedürfnisse ignorieren - dann muss man sich als Tierliebender und verantwortungsbewusster Mensch wirklich mal fragen, was sie überhaupt noch an Lebensqualitäten haben und auch beim Thema Vegan, frage ich mich mittlerweile ernsthaft, wieso wir davon ausgehen, das es ihnen psychisch und physisch besser geht, wenn man ihnen eine Ernährung aufzwingt die oft nicht ihrer Art entspricht.  UND ich gehe noch weiter, wir regen uns darüber auf, wenn wir lesen, was Bauern ihren Tieren zu fressen geben: Fischmehl den Hühnern usw.

Aber was wir tun, ist nicht viel anders (damit meine ich sowohl die vegane Ernährung als die Dosenfutter-Ernährung unserer Haustiere)- seien wir doch mal ganz ehrlich, wir Menschen setzten uns bei allem über die Bedürfnisse der Tiere hinweg, wir ignorieren ihren Freiraum, wir beschneiden ihre Lebensqualität , ihren Lebensraum... Und ihre Ernährung.

Wir nehmen ihnen den eigenen Willen. UND ich kann wirklich nicht sagen, was richtig ist und was nicht. Ich bin ganz ehrlich, ich weiß nicht ob die Ernährung unserer Katzen besser ist als eine vegane Ernährung. Ich kann auch nicht das Gegenteil sagen. Also ist es für mich nur logisch, darauf zu achten, was ihnen schmeckt. Und dabei spielt es für mich keine Rolle, ob Ernährungswissenschaftler, User aus dem Internet oder Tierschützer oder Veganer mir was anderes erzählen wollen. In dem Fall hör ich einfach nur auf eine Stimme und die hat im normalfall 4 Beine und keine 2.

Und wenn ein Veganer mich deswegen beschimpft ich würde die Fleischindustrie hier unterstützen. Dann zucke ich die Schultern und sag: Ja in dem Fall schon...

Tierernährung ist ein schwieriges Thema und ich habe es schon erlebt, das zwei Veganer sich deshalb halb zerfleischten (netter Zusammenhang hier von Fleisch zu sprechen :) ), weil der eine seine Tiere Vegan ernährte und der andere nicht.

Darauf habe ich absolut keine Lust. Wir haben es versucht, wir bekamen vor zwei Monaten Veganes Futter für unsere Hunde und Katzen gespendet.
Es wäre nie mehr gewesen als ein Versuch, da wir uns kein veganes Futter leisten können und die Mehrheit unserer Spender kein veganes Futter spenden würden.

Ich denke das man Hunde vegan ernähren könnte, zumindest unsere Hunde. Da sie alles fressen, wenn man jedoch Bella und Blue einfach beim Spaziergang ohne Leine laufen ließe, würde Blue nach Mäusen buddeln und Bella würde Rehe jagen. Bella liebt Aas, es kam ein oder zwei mal vor das sie uns abhaute und im Wald verschwand, und nach einer Weile mit blutverschmierten Maul und übel stinkend wiederkam. Wenn man sie ließe - würde sie wahrscheinlich immer jagend von Waldstück zu Waldstück ziehen und satt und erschöpft nach Hause kommen...
Aber wir lassen sie nicht, aus Angst sie fällt dem nächsten Jäger zum Opfer. Wir beschneiden ihren Lebensraum, ihre Identität.

Wir Menschen haben letztendlich keine Ahnung was wir tun, was für unsere Mitlebewesen wirklich richtig und gut ist und was nicht. Die wenigen Erfahrungswerte die wir uns angeschafft haben, haben wir durch ihre Gefangenschaft entdeckt. Und nicht in dem wir uns ihnen und ihrem freien Lebensraum anpassten (bis auf Ausnahmen,  ich denke da an Diane Fossey,  Jane Goodall und noch einige wenige mehr).
Wir wissen nicht wie Tiere wirklich ticken, wie sollten wir auch - wir wissen noch nicht mal wie unser Gehirn wirklich funktioniert. Wir nehmen es nur an und diese Annahme reicht uns über ihre Ernährung, ihr Wesen, über ihre Beziehung zu uns Menschen eine Meinung zu bilden. Wir sind beeinflussbar von Medien und anderen Meinungen und das gegen wir weiter an unsere Tiere.

Aber das reicht bei weitem nicht!!!

Ich sehe meine Hunde und Katzen nur mit meinen Augen und diese Sicht ist gefärbt von meinem Gefühl ihnen gegenüber. In der Distanz würde mir wahrscheinlich viel mehr auffallen. Aber diese Distanz habe ich nicht.
Also kenne ich sie auch nur so wie ich fühle sie zu kennen und nicht wie sie wirklich sind. 
Gerade Haustiere passen sich oft ihrem Zuhause und dem dazugehörigen Menschen an, ihr wahres Wesen bleibt dem Menschen oft verschlossen. Wie auch sollte es anders sein.

Die Erwartungshaltung der Tierhalter ist sehr hoch. Das Tier hat bestimmte Regeln zu befolgen, wirklich freie Entscheidungen und Entfaltungen kann es nicht ausleben. Es ist beschränkt in dem was wir von ihm wollen und was wir ihm gestatten.
Und das zieht sich durch alle Tierarten hinweg. Wir Menschen sind unglaublich überheblich und naiv.
Wir denken wir wüssten wie ein Tier  tickt, wie sein Gehirn, sein Gefühlswesen, seine Identität ist. Die Wahrheit ist jedoch einfach - wir denken - aber wir wissen es nicht.  

Ich versuche in meinem kleinen Rahmen dem Tier noch ein wenig individualität zu geben. Aber ich bin ein Mensch und ich mache schon alleine aus dem Grund eine Menge Fehler.
Das einzige was ich ihnen wirklich schenken kann, ist ihnen das zu lassen, was sie mögen. Und sollte hier eines Tages eine Katze einziehen, die nichts anderes frisst als Wiskas - dann habe ich eben gelitten, denn dann geh ich los und kauf Wiskas und während ich es verfüttere, fange ich schon mal an, um Verzeihung zu bitten... den Tieren die wegen diesem Fraß qualvoll sterben mussten.

In dem Sinne:
Vielleicht einfach mal einen kleinen Schritt von sich und seinen Erwartungen beiseite treten und sich darauf besinnen, dass es nicht unser Leben ist, sondern das unserer Mitlebewesen. Und dieses Leben muss nicht zwangsläufig mit unserem harmonieren... 


Eure Jo vom Tierhof Amoa


Bildquelle: Unser gehörloser Kater (der älteste im Bunde) Flocke beim nicht veganen Futter fressen....