Donnerstag, 1. Januar 2015

Der erste Januar 2015 - Tagebuch




Negative Gedanken zum heutigen Tag



Guten Morgen, den Hunden sitzt die Nacht noch im Nacken, Bella zuckt bei jedem Geräusch zusammen, Blue läuft im Zimmer herum statt sich ins Körbchen zu legen. Jeden 1 Januar hadere ich mit mir, ich fühl mich so dermaßen von meinen Nachbarn entfernt, dass ich Dicht mache. Ich distanziere mich erst mal total von ihnen... gegen diese Gefühle kann ich nichts machen, ich bin entsetzt über ihre Gefühllosigkeit, über ihr weniges Verständnis den Tieren gegenüber. Sie denken nicht nach, es interessiert sie auch nicht. Das ist nicht einfach für mich, zu wissen, dass ich Menschen vor mir habe, die nicht nur Fleisch essen, sondern auch im Stande sind über das Wohl unserer Mitgeschöpfe hinwegzusehen. Vielleicht findet ihr meine Reaktion übertrieben. Ich denke schon seit vielen Jahren so darüber. Schon als Kind hatte ich meine Probleme mit der Gedanken und Gefühllosigkeit der Menschen.

Mein Vater hatte einmal einen Autounfall mit meinen Hunden, sie saßen in seinem Auto. Er war wie immer betrunken und fuhr gegen eine Mauer. Meine Hunde haben es zwar überlebt, waren aber traumatisiert. Mein Vater ist lachend aus dem Auto ausgestiegen und ich war so unglaublich wütend, das ich ihn geboxt und gebrüllt habe.
Er meinte ich übertreibe und musste noch mehr lachen, danach ist seine Stimmung wieder umgeschlagen, in eine Richtung die ich hier nicht erwähnen werde - mein Vater war ein Soziopath...
Und eigentlich hat sein Verhalten relativ wenig mit den Verhalten der Menschen zu tun, die grob mit Tieren umgehen. Dennoch erinnere ich mich an ihn, wenn ich an Gestern Nacht denke.

Was für andere Menschen eine Übertreibung ist, ist für mich ein Erinnerungsfetzen an meine grauenhafte Kindheit. Mein Vater ist das Symbol für das destruktive und böse Verhalten aller Menschen auf dieser Welt in mir geworden.

Mir geht es nicht um bewusste Grausamkeit, mir geht es um das "nicht drüber nach denken wollen" - was bewusst umgesetzt wird, der Mensch will seinen Spaß, seine Freude, den Kick etwas tolles hinterlassen zu haben. Er denkt nicht über das nach was danach passiert, oder währenddessen. Die Erde ist nun voller Unrat der gestern vom Himmel fiel. 

In manchen Gegenden herrscht Krieg, dort wird Tagtäglich mit Bomben geschossen, Gewehrsalven die durch die Luft fliegen, ein Gefühl von Angst und Panik das man riechen kann, wenn man so eine feine Nase hat wie ich. In solchen Gegenden denkt niemand darüber nach die Sylvesternacht mit einem Feuerwerk zu begrüßen, sie haben das Feuerwerk jeden Tag und alles was sie sich wünschen ist Ruhe.

Niemand denkt hier an die Menschen die in solchen Kriegsgebieten gelebt haben.

Momentan ist Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) in aller Munde. Ich bin entsetzt, wenn ich die Berichterstattungen lese, wie viele Menschen auf die Straße gehen. Junge, Alte, Kinder, sie alle schwenken die Deutschlandfahne. Die Kommentare in Facebook sind voll von Leuten die behaupten, das Ausländer den Deutschen die Arbeitsplätze wegnehmen und Aggressionen ins Land tragen.Viele behaupten Dinge die sie aus der Bildzeitung entnommen haben, oder die sie durch weitergetratsche erfahren haben. Dinge die keiner Begutachtung stand halten, dazu muss man noch nicht mal groß Recherchieren. 
Es sind zu viele Menschen um zu denken, sie sind alle dumm.
Es sind mit Sicherheit auch solche darunter die gelehrt sind, studiert haben und nun auf die Straße gehen für ein " Nicht islamisiertes Abendland!"

Merkel und Co meint, solche Ängste muss man ernst nehmen und wirft ihnen noch ein Stöckchen zu: "Wir nehmen euch ernst, wir hören zu!"

Deutschland ist auf dem Weg der Regression. Und ich schäme mich Deutsche zu sein,  in einem Land zu leben, dass sich so dermaßen aggressiv und egozentrisch Tieren (hier hauptsächlich Massentierhaltung) und ausländischen Mitbürgern gegenüber verhält.

Ich bringe beides zusammen, weil es etwas wichtiges aufzeichnet - 

Die Sicht auf den Kern:

Egoismus und Egozentrik.
Ich weiß nicht ob es auch in anderen Ländern so ist, aber hier wird es schlimmer mit dem Egoismus der Menschen, sie denken nur an sich selbst.
Es interessiert sie nicht, wie verletzend es für unsere ausländischen Mitbürger ist, wenn sie gegen diese demonstrieren. Es interessiert auch niemanden die Tiere die in Panik durch den Wald rennen, oder unsere Haustiere die irgendwann vor Erschöpfung einschlafen, nachdem sie den ganzen Tag und die Stunde vor und nach Mitternacht mit Herzrasen und Überlebensängsten verbracht haben.

Es gibt mit Sicherheit viele die das hier lesen und über mich lachen werden, abwinken und meinen ich habe ein Rad ab, weil ich so "Übertrieben" reagiere.

Aber ich fühle die Überlebensängste der Tiere, die durch die Raketen aufgeschreckt werden und wie panisch durch den Wald rennen, ich fühle den rasenden Herzschlag von Bella, die in meinem Arm lag und vor Angst bebte, ich fühle wie unachtsam und gedanklich weit weg Menschen von Tieren sind, wenn sie Raketen in die Luft ballern und wie ungerecht und wie gemein Menschen sein können, die diese Pegida unterstützen.
Und ich möchte es glauben, dass beides zu einer Sorte Mensch gehört (ich weiß jedoch das das nicht der Fall sein muss...), deren Gedankenlosigkeit eine Spaltung der Menschheit herbeiführt - Gut und Schlecht bekommen somit einen Begriff:

Gegen oder Für Pegida
Gegen oder Für Raketen.
Gegen oder Für Krieg.

Ich bringe alles zusammen.... das letzte Jahr hinterlässt nur diese negative Erinnerungen. Es war ein gutes Jahr, bis Pegida und dem geboller in der Nacht. 

Ja ich vergleiche das Ganze mit einem Vorkriegsschauplatz. Die eigene Unzufriedenheit wird auf andere Menschen und Tiere übertragen.

Hier ist es die Massentierhaltung, das Sylvester Feuerwerk, die Igel, Füchse, Marder, Katzen und Eichhörnchen die jährlich auf den Straßen umkommen, die Ratten die vergiftet werden, die Mäuse die elendig in den Mäusefallen sterben, die Hunde die getreten werden usw.
In Rumänien wurden die Hunde auf offener Straße ermordet, in Spanien schleift man die Jagdhunde hinter dem Auto her. Oder hängt sie am nächsten Baum auf. In Irland setzt man die Pferde aus.
Unzufriedenheit bringt Menschen dazu ihr wahres Gesicht zu zeigen.

Während in den südlichen Ländern die Unzufriedenheit an den Tieren ausgelassen wird, haben wir hier in Deutschland ein anderes öffentliches "Opfer" gefunden, bei uns sind es die Ausländischen Mitbürger. Das waren sie schon immer. Wir sind das Gastunfreundlichste Land das man sich vorstellen kann. Und das schlimme ist, unsere Politik nimmt sich nicht dieser Hetze an und verhindert das noch schlimmeres passiert, nein sie nimmt die PEGIDA Leute ernst die auf die Straße gehen.

Ich verachte das Ganze zu tiefst. 
Und ich weiß, das diese Gedanken und Gefühl wenig mit Buddhismus zu tun haben. Ich fühl mich gerade sehr menschlich, unreligiös.
Und ich brauche das auch gerade um den rasenden Herzschlag, das Beben ihres Körpers und das Hecheln meines Hundes zu verarbeiten. Ich bin innerlich aufgewühlt wie jedes Jahr, weil mich diese Ereignisse nicht kalt lassen. Zu Sylvester kommt vieles hoch, es hinterlässt bittere Geschmacksperlen auf meiner Zunge.

Aber während ich meine Gefühle hier aufschreibe, fühle ich sie schon wieder schwinden. Ich muss es nur ausdrücken können um mich davon zu befreien - fürs erste.
Denn irgendwann werden neue Märsche losziehen, sie werden die Deutschlandflagge hochhalten und gegen die Islamisierung des Abendlandes demonstrieren. Und in den Häusern werden die Fenster geschlossen von Leuten die aus anderen Ländern kommen und ich weiß es wird Kinder geben, die darunter leiden werden.
Und Erwachsene die wütend werden. Es wird Aggression geben, aus Verletzungen heraus, die nie heilen werden....

Ich weiß es, weil wir all das schon einmal erlebt haben.

Und das macht mich sehr traurig...

PEGIDA NICHT IN MEINEM NAMEN!!!
SYLVESTER OHNE BÖLLER!!!

Was ihr den Menschen und Tieren antut, tut ihr euch selbst an. Und irgendwann werdet ihr es am eigenen Leib spüren... 

In dem Sinne

traurige Grüße von einer Jo die jetzt noch eine Runde schlafen muss... um die Nacht zu vergessen um wieder versöhnlich den Menschen zu begegnen.
Denn eigentlich war es ein gutes Jahr mit vielen guten und schönen Momenten und Eindrücken.
Ich habe tolle Menschen kennen gelernt. Und tolle Dinge erlebt. Bei all dem schwank das Mitgefühl mit. Und doch bleibt gerade jetzt ein Gefühl von Traurigkeit hängen...
Das sind die Gedanken die mich gerade JETZT beschäftigen,  ich weiß wenn ich all das niedergeschrieben habe, kommen die schönen Seiten hervor, Seiten die mich im letzten Jahr getragen haben, wie bunte Blätter.
Darüber werden ich vielleicht morgen berichten. JETZT hängt noch der Schwefelduft in der Luft, überall liegen Papierschnipsel und Raketenüberreste. Unsere Tiere erholen sich langsam, die Ohren noch an die Köpfe gepresst, die Schwänze noch zwischen den Beine, eine Habachtstellung und große Augen, die jedem Geräusch folgen. Bald haben sie es verarbeitet, bis nächstes Jahr....


Namasté 

Ich wünsche euch ein schönes friedvolles neues Jahr
Eure Jo vom Tierhof Amoa